Dr. Gerwin Kasperek: : Besprechung zu

"Flora Europaea on CD-ROM" (2001)


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Diese Besprechung ist erschienen in: Tuexenia 22 (2002): 428.

Bibliographische Daten des besprochenen Werkes:

ANONYMUS (2001): Flora Europaea on CD-ROM. 1 CD-ROM + Faltblatt [Systemanforderungen lt. CD-Hülle: IBM PC oder kompatibler PC, Minimum 80486 Prozessor, 4 MB freier RAM, VGA-Monitor (oder besser), eingestellt auf Auflösung 800 x 600 Pixel, Betriebssystem Windows 9x, Windows-kompatibler CD-ROM-Treiber sowie Microsoft CD-ROM-Erweiterungen (MSCDEX) Version 2.0 oder höher]. Cambridge University Press, Edinburgh Buildung, Shaftesbury Road, Cambridge CB2 2RU, Great Britain. ISBN 0-521-77811-5.

Die fünfbändige Flora Europaea (herausgegeben von Tutin et al., 1. Auflage 1964-1980; ein Gesamtindexband erschien 1983; Band 1 wurde 1993 in einer zweiten Auflage publiziert) ist zwar hinsichtlich jüngerer Entwicklungen in Nomenklatur und Taxonomie spürbar in die Jahre gekommen - aber diese Flora in englischer Sprache ist nach wie vor ein unverzichtbares Standardwerk für unseren Kontinent. Nun ist das gewichtige Werk in digitaler Form auf einer CD-ROM erschienen. Der gesamte Text wurde weitgehend originalgetreu reproduziert und in ein spezielles Programm eingebunden, das neben einem Gesamtindex und umfangreichen Suchfunktionen auch interaktive Bestimmungsschlüssel bereithält. Diese bieten auch die Möglichkeit, den Bestimmungsgang zurückzuverfolgen oder mögliche Ergebnisse vorab in einem Fenster zu sichten. Bei der Umsetzung des Textes wurden auch die Seitenumbrüche reproduziert, so daß jede Textstelle eindeutig der Originalseite im gedruckten Werk zuzuordnen ist. Auf dem Monitor ist jedoch immer nur ein Teil des Seiteninhalts sichtbar, so daß mit Hilfe der Maus “gescrollt” werden muß. Leider wurden die Kopfzeilen nicht reproduziert, so daß die Orientierung manchmal erschwert ist. Der Rezensent konnte lediglich einen Übertragungs-Fehler feststellen (im Filago-Schlüssel bei Alternative b von Schritt 7).
Auf der Verpackung, dem beiliegenden Faltblatt und dem CD-Label werden keinerlei Autoren oder Herausgeber genannt, es wird lediglich ein lobender Kurzkommentar von V.H. Heywood & S.L. Jury (vom “Flora Europaea Residuary Body”) wiedergegeben. Auch in technischer Hinsicht muß der Nutzer der digitalen Version leider einige Abstriche machen. Das Programm ist für Microsoft Windows 95 oder 98 konzipiert - Betriebssysteme, die schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der CD-ROM von Microsoft nicht mehr vertrieben wurden. Dem Rezensenten gelang die Installation unter Windows ME erst, nachdem er von einem beteiligten Programmierer per E-Mail eine Patchdatei erhalten hatte. Will man das Programm von der Festplatte ausführen, ohne jedes Mal die CD-ROM einlegen zu müssen, dann ist es zwingend notwendig, auf der Ebene direkt unterhalb des Hauptverzeichnisses C: zehn Verzeichnisse von der CD-ROM einzufügen - schwer zu akzeptieren für Computernutzer, die Wert auf eine geordnete Festplatte legen. Die Einbindung des Programms in die Windows-Umgebung ist nur bedingt gelungen; es ist nur als Vollbild ausführbar und über die Taskleiste nicht in üblicher Weise anwählbar. Ein Kopieren von Text in die Zwischenablage ist nur sehr eingeschränkt möglich. Die Bedienbarkeit könnte beispielsweise verbessert werden, indem als Navigationshilfe Hyperlinks von den Artnamen im Schlüssel zu dem Absatz eingefügt würden, der die jeweilige Artbeschreibung enthält.
Ein wesentlicher Vorteil der digitalen Version zeigt sich auf Reisen: ein moderner Notebook-Computer ist erheblich leichter als die fünf Bände des gedruckten Werkes (zu denen bei Bedarf noch der Indexband hinzukommt). Mancher Botaniker wird deshalb eher die digitale Flora Europaea einpacken. Wer nicht so mobil sein will oder sein muß, der sollte vom Erwerb der CD-ROM besser Abstand nehmen, zumal ihr Preis 350 Britische Pfund beträgt (bei Bezug über eine in Deutschland ansässige Fachbuch-Versandhandlung circa 650 Euro). Das gedruckte Werk wird man auch in 50 Jahren und später noch lesen können - ein Computer, der eine CD-ROM ausführen kann, die auf einer schon jetzt veralteten Technologie beruht, wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr verfügbar sein (der Rezensent vermutet, daß dieser Fall für viele potentielle Käufer bereits in fünf Jahren eingetreten sein wird).




E-Mail: gerwin.kasperek@NOSPAMbot2.bio.uni-giessen.de
     [Bitte aus dieser Adresse "NOSPAM" manuell herausstreichen.]
Telefon: 0551 / 7975987 (privat);   0171 / 2891780 (Mobilfunk)
Privatanschrift: Spandauer Weg 6, D-37085 Göttingen
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 29.09.2004