Archäologisch-altertumswissenschaftliche Vorträge im IG-Farben Gebäude

02.02.2004

Stadt und Land im Altertum

Raum: Casino 1.811 - 18 Uhr c. t.

Programm

27.10.2003

Prof. Dr. Hans Bernsdorff (Frankfurt / Main)

Kosmos oder Kräuterkäse? Ländliche Lebenswirklichkeit und literarische Tradition im pseudovergilischen "Moretum"

Das Leben der Landbevölkerung ist wohl in keinem Text der antiken Literatur mit größerer Präzision und schonungsloserem Realismus beschrieben worden als im "Moretum", einem 122 Verse langen, im Mittelalter fälschlich Vergil zugeschriebenen, in Wahrheit aber wohl aus dem 1. Jhd. n. Chr. stammenden Gedicht. Es schildert, wie ein Bauer noch vor Sonnenaufgang in seiner ärmlichen Hütte erwacht, mit Hilfe einer afrikanischen Magd Brot backt und einen scharfen Kräuterkäse zubereitet, eben das "Moretum", dem der Text seinen Titel verdankt.

Doch das Gedicht nur als Quelle für die antike Lebenswirklichkeit zu nehmen, hieße, seine anspruchsvolle Sprache und sein Spiel mit einer jahrhundertealten literarischen Tradition zu ignorieren. Erst aus dem kunstvollen Zusammenspiel von 'niedrigem' Gegenstand und 'erhabener' poetischer Form erschließt sich der Reiz des Textes.

Diese Technik soll im Detail und ihren weiteren literaturgeschichtlichen Zusammenhängen beschrieben werden.

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Engl. Übersetzung in: Moretum. The Ploughman's Lunch (hg., übers. u. komm. v. E. J. Kenney), Bristol 1984.

 

10.11.2003

Prof. Dr. Joachim Henning (Frankfurt / Main)

Eine "Großstadt" des frühen Mittelalters. Neue archäologische Forschungen zu Pliska (Bulgarien) und seinem Umland

Seit 1997 führt die Goethe-Universität Frankfurt am Main gemeinsam mit bulgarischen Partnern archäologische Untersuchungen in einem Siedlungsobjekt in Bulgarien durch, das zu den größten des frühen Mittelalters in Europa gehört.

Mit einer von Befestigungswerken umgebenen Fläche von etwa sieben mal vier Kilometern handelt es sich bei der über 1200 Jahre alten, rätselhaften Großsiedlung nach Meinung vieler Forscher nicht nur um eine "Stadt", sondern angesichts ihrer enormen Ausdehnung vielleicht sogar um eine "Großstadt". Seit ihrer Entdeckung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die einzigartige Anlage mit seinen Palast- und Kirchenbauten auf einen in der schriftlichen Überlieferung seit dem frühen 9. Jahrhundert belegten Ort namens "Pliska", dem offenbar bedeutendsten Herrschersitz Südosteuropas im frühen Mittelalter bezogen. Als "erste Hauptstadt Bulgariens" ist sie jedem Schulkind dieses Balkanlandes bekannt.

Die neuen Forschungen unter Einsatz moderner Methoden der Naturwissenschaften (Geophysik, physische Geographie, Dendrochronologie, chemisch-mineralogische Analysen, Luftbildauswertung usw.), die auch das Siedlungsumfeld einschließen, haben zahlreiche neue Erkenntnisse zur Frage des "städtischen" Charakters dieser Siedlungsanlage und seiner politischen und wirtschaftlichen Bedeutung erbracht, aber auch manche neue Rätsel aufgezeigt.

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15.12.2003

PD Dr. Lorenz Rumpf (Frankfurt / Main)

Ein Grieche in Italien. Stadt und Land in der römischen Gründungssage nach Dionysios von Halikarnassos

Dass die römische Republik starke bäuerliche Wurzeln hatte, ist ein Gemeinplatz. In dem Vortrag wird untersucht, wie ein Grieche, der Rhetor und Geschichtsschreiber Dionysios von Halikarnassos, der Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. in Rom lebte, die Gründung der Stadt und das auf dem Land aufgewachsene Zwillingspaar Romulus und Remus interpretiert hat.

Im Koordinatensystem "Stadt - Land" zeigen sich hier Eigenheiten - z.B. gegenüber der entsprechenden Darstellung des Zeitgenossen Livius - , an denen sich spezifisch römisch-griechische Differenzen im Verständnis von Verfasstheit und Funktionsweise politischer Gemeinschaften ablesen lassen.

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12.01.2004

Dr. Mirko Novák (Tübingen)

Stadt - Palast - Garten. Bauprogramme und Ideologien im Alten Orient

Bereits im Alten Mesopotamien stand die Architektur im Dienst staatstragender Ideologien. Während in den frühen Abschnitten der mesopotamischen Geschichte zunächst lediglich die Monumentalarchitektur, also v. a. Tempel und Paläste, zur Selbstdarstellung des herrschenden Systems genutzt wurde, bedienten sich die großen Flächenstaaten seit dem späten 2. Jahrtausend v. Chr. zunehmend auch des Städtebaus und der Landschaftsgestaltung als propagandistische Ausdrucksmittel. Große, extramurale Landschaftsgärten mit Tiergehegen umgaben geometrisch gestaltete, mit hohen Zitadellen versehene Riesenstädte, die als Mikrokosmos "Nabel und Abbild der Welt" sein sollten.

Eine Betrachtung der ideologischen Architekturgestaltung von den Assyrern und Babyloniern über die persischen Dynastien bis zu den muslimischen Abbasiden offenbart Einblicke einerseits in das imperiale Selbstverständnis der jeweiligen Reiche und andererseits in Traditionen, die über kulturelle und historische Brüche hinwegreichen.

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26.01.2004

Dr. Wolfgang Habermann (Frankfurt / Main)

Stadt und Land im griechisch-römischen Ägypten

Das griechisch-römische Ägypten ist eine Landschaft, in der zunächst nur eine Stadt, Alexandria existiert. Dies hat wichtige Folgen für die Verwaltung Ägyptens und die sie tragende Beamtenschaft, aber auch für die sozio-ökonomische Struktur. Daraus gewinnt Ägypten eine besondere Bedeutung für die antike Welt und für die Frage nach dem Verhältnis von Stadt und Land. Zugleich werden die wichtigsten Schriftträger - Papyri und Scherben - vorgestellt und dabei auch Originale präsentiert.

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09.02.2004

Prof. Dr. Helmut Bender (Passau)

Stadt-Land-Beziehungen in den nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches

Das mittelmeerische Phänomen der Stadt ist im Europa nördlich der Alpen erstmals während der Latène-Zeit (2.-1. Jahrhundert v. Chr.) in den keltischen Oppida zu erkennen. Während der römischen Kaiserzeit vom 1.-5. Jahrhundert n. Chr. bilden neben den Truppenlagern die Städte ganz wesentliche Elemente der antiken Kultur und Zivilisation. Aber eine antike Stadt ist nur über das zu ihr gehörende Territorium zu definieren und zu begreifen. Auf dem Land lagen die Gutshöfe und andere Siedlungen, die über eine hervorragend ausgebaute Infrastruktur (z.B. Straßen, Gewässernetz) mit ihrer Stadt verbunden waren.

Da für die nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum zu den Stadt-Land-Beziehungen kaum schriftliche Quellen existieren, ist die Archäologie der Römischen Provinzen als Wissenschaftsdisziplin gefordert. Die Analyse von Befunden und Funden zusammen mit verschiedenen Zweigen moderner Naturwissenschaften (z.B. Zoologie, Botanik) hat in den letzten beiden Jahrzehnten viele neue Erkenntnisse erbracht.

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Kontakt: Prof. Dr. Hartmut Leppin

 

© Daniel Gejic