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Vierte reguläre Jahrestagung Lustige Körper, witzige Texte Zu Anthropologie und Medialität
des Komischen im 17. Jahrhundert Seit Michail Bachtins inzwischen schon klassischen Arbeiten ist die Lachkultur und ihr spezifischer Ort im frühneuzeitlichen Denken und Handeln zwar immer wieder ins Zentrum kulturwissenschaftlicher Forschung gerückt, doch dominieren die Studien zu den ernsten Themen des Jahrhunderts. Allenfalls fungiert Lachkultur etwas vorschnell als kritische Gegenwelt, etwa zum Hof und zum Hofleben, und bleibt damit funktional doch wieder auf Ernstes, nun Lehrhaftes, bezogen. Besonders auffällig ist die Konzentration der Forschung auf das 16. Jahrhundert, den Bereich der Prosasatire und die Allamode- bzw. Hofkritik. Mit dem methodischen Doppelblick auf historisch-anthropologische Dispositionen des Komischen und auf die spezifisch frühneuzeitlichen Medien seiner Performanz nicht nur, aber auch im Bereich der Künste im engeren Sinn setzt die Tagung hier bewußt einen neuen Akzent, ohne dabei das kulturhistorische Interesse am Lachen auszugrenzen. Liegen für das 16. Jahrhundert auf der einen, die Frühaufklärung auf der anderen Seite schon recht viele einschlägige literatur- und kulturwissenschaftliche Studien vor, so erscheint das 17. Jahrhundert unter dem Blickwinkel des Komischen als weitgehende terra incognita, aus der allenfalls einige wenige Einzeluntersuchungen zu der einen oder anderen Komödie von Andreas Gryphius oder Christian Weise herausragen. Die Tagung möchte diese Lücke durch ein systematisch angelegtes und breites, historisch aber auch konzentriertes Spektrum von Vorträgen füllen. Aus den genannten Gründen liegt es nahe, den Untersuchungszeitraum für die vorgeschlagene Fragestellung durch die Eckdaten 1580 und 1730 abzugrenzen. Zwar kann das Komische in der Frühen Neuzeit auch der Entlastung dienen und oft genug eine karikierende, manchmal sogar utopische Gegenwelt schaffen, doch müssen ihm grundsätzlich weit mehr Funktionen im kulturellen und sozialen Feld zugesprochen werden, nicht zuletzt affirmative, bloß erheiternde, nicht in jedem Fall didaktische. Die Tagung möchte die Perspektive auf das Komische hinsichtlich der Medien, Formen, Gattungen und Funktionen öffnen und sowohl zu systematischen Überlegungen wie zu vergleichenden Betrachtungen und zu Einzelstudien anregen. Neben unserem Interesse an der Komödie, dem Theater und dem Komödiantentum als institutionellen Kristallisationspunkten des Komischen auch für andere Gattungen (Roman, Schwank usw.) will die Tagung verschiedene Schreib- und Darbietungsformen sowie ihre lebensweltliche Inszenierung des Alltags erschließen. Sie proklamiert ausdrücklich den Pluralismus der Phänomene und eine programmatische Interdisziplinarität und Intermedialität der Zugänge. In den Blick kommen sollen sowohl übergreifende als auch epochentypische Phänomene des Komischen, also auch dessen Sonderformen wie das Epigramm und das epigrammatisch-argute Stilideal, Scherz und Witz, Ironie und Parodie, Satire und Pasquill oder frühe Formen der Karikatur. Bezogen werden sollen die spezifischen Erscheinungsweisen auf die Medien- und Performanzbereiche von Körperlichkeit und Theatralität, Stimme und Sprachlichkeit, Schrift und Textualität sowie Bild und Ikonizität. Prof. Dr. Dirk Niefanger, Erlangen PD Dr. Nicola Kaminski, Tübingen PD Dr. Thomas Borgstedt, Frankfurt am Main Dr. Stefanie Arend, Erlangen
Kontakt: Internationale Andreas
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pd dr. thomas borgstedt
institut für deutsche sprache und literatur II
johann wolfgang goethe-universität frankfurt am main
grüneburgplatz 1 - 60323 frankfurt am main
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