Geoelektrik und Magnetotellurik im Vogelsberg,
Hessen
Abb.1: Datenlogger GEOLORE im Feldeinsatz
Abb.2: Blick in den Datenlogger GEOLORE
Abb.3: Die Hochstromquelle des LIAG
Der Vogelsberg ist mit einer Fläche von
2100km² das größte Vulkangebiet Mitteleuropas und Teil einer
im Tertiär aktiven vulkanischen Zone. Die Förderung der Schmelzen,
die aus einer Tiefe von bis zu 100km stammen, setzte vor ca. 18 Mio. Jahren
ein und endete vor etwa 14 Mio. Jahren. Im Jahr 2007 wurde die
Forschungsbohrung Sichenhausen-Eschwald in der Nähe des Hoherodskopfes
abgeteuft. In dieser Bohrung wurden ab einer Teufe von fast 200m bis zur
Endteufe von 305m Gesteine erbohrt, die auf einen großen Lavadom
hinweisen. Um die Ausdehnung dieses möglichen Lavadoms genauer zu
untersuchen, wurden 2008 u.a. durch das Hessische Landesamt für Umwelt
und Geologie (HLUG), das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik
(LIAG) und die Goethe Universität Frankfurt am Main geoelektrische
Untersuchungen durchgeführt. Hierzu wurden auf einem etwa 3x3km
großen Gebiet um die Forschungsbohrung 21 Stationen mit je 3
Kanälen des Datenloggers GEOLORE (ABB1) als Empfängerstationen
aufgebaut.
In der aktiven Phase des Experiments wurden insgesamt 36 Einspeisungen durchgeführt.
Hierbei wurde die Hochstromquelle des LIAG verwendet und Ströme von bis
zu 36 A eingespeist.
Abb.4: Schema der Datenbearbeitung
Abb.5: Erstes Ergebnis der Messungen im Vogelsberg. Deutlich sind zwei
hochohmige Störkörper zu erkennen.
Datenbearbeitung:
Die vom Datenlogger GEOLORE aufgenommene Zeitreihe (Abb. 4a) wird auf eine
Einspeisung beschnitten (Abb. 4b), danach wird die Zeitreihe gefiltert (Abb.
4c) um Störeinflüsse zu vermindern. Anschließend wird aus der
Zeitreihe durch eine Fouriertransformation ein Spektrum (Abb.4d) erzeugt.
Hierdurch kann die Stärke eines Signals bei einer bestimmten Frequenz
ermittelt werden. Im Spektrum ist die Einspeisung deutlich durch eine Linie
bei 0,1 Hz zu erkennen. Analog zu den Aufzeichnungen des Datenloggers werden
die Stromdaten prozessiert. Hierdurch ist es möglich scheinbare
Widerstände zu berechnen. Im nächsten Schritt können
Widerstandsverteilungen im Untergrund errechnet werden (Abb. 5).
Abb.6.1: Metronix ADU 07 im Feldeinsatz
Abb.6.2: AMT-Basis mit den zum aufbauen benötigten Werkzeugen
Als Tiefenergänzung zu den geoelektrischen Messungen wurden
audiomagnetotellurische Daten mit einer Abtastrate von bis zu 16 kHz
aufgenommen. Dafür wurde im gleichen Gebiet mit der
Metronix ADU 07 an 13 Stationen bis zu 12 Stunden gemessen.
Abb.7: Eliminierung von Störsignalen
Ein Problem bei den hochfrequenten Messungen im
Vogelsberg sind die Siedlungen in unmittelbarer Nähe, denn diese
erzeugen eine Vielzahl von Störsignalen wie z.B. die 50Hz Netzfrequenz
und die 16.7Hz der Bahn. Im Messbereich von ca. 10Hz - 8kHz fallen diese
Hauptstörfrequenzen mit ihren Multiplen, die ein Vielfaches mehr an
Energie enthalten als die natürlichen Schwingungen. Im Frequenzbereich
können allerdings die Störfrequenzen eliminiert werden. Wir
erhalten eine Zeitreihe, in der wir die datenbehafteten Bereiche von Hand
selektieren und in ein automatisches Auswahlverfahren übergeben
können. Dadurch wurde die Qualität der gewonnenen
Übertragungsfunktionen stark verbessert.
Abb.8: 1D Interpretation der Audiomagneto-
tellurikmessung im Vergleich zum Tiefenschnitt der Geoelektrik
Die 1D
Interpretation (Abb. 8) der Übertragungsfunktionen bestätigen die
großskalige Geoelektrik im gleichen Gebiet und deuten auf einen
hochohmigen Bereich in den ersten 100 Metern hin, der im Zusammenhang mit
vulkanischer Aktivität steht.
Aktuelle Veröffentlichungen:
- Agricola, Günther & Junge (2008): Mit großskaliger
Gleichstromgeoelektrik dem Vogelsbergpluton auf der Spur. - 13. Seminar
Hochauflösende Geoelektrik, 8.+9.10.2008; Leipzig.
- Agricola, T., Günther, T., Junge, A.,
Kracht, M., Nesbor, D. (2009): Dem Trachytdom im Hohen Vogelsberg mit
großskaliger Tiefengeoelektrik auf der Spur - DGG Jahrestagung
2009, Kiel.
- A. Löwer, A. Junge, T. Agricola, M. Häuserer
(2009): Dem Trachytdom im Hohen Vogelsberg mit Audiomagnetotellurik
auf der Spur. - DGG Jahrestagung 2009, Kiel.
Wiss Projektleiter ist Dipl.-Geol.
Thomas Agricola
Alexander
Löwer bearbeitet in seiner Diplomarbeit die audiomagentotellurischen
Messungen.
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